INFOS
Zom Stock
Ein Mann, «hochmännlich und kühn».
Eine Frau, «schön lieblich und zart».
Und dazu eine Menge neuer Fragen zu alten Liedern. Melanie Dörig und Meinrad Koch rücken mit alten Appenzeller Volksliedern aus dem 18. bis 20. Jahrhundert das Thema Weiblichkeit und Männlichkeit ins Zentrum ihres Stücks. In der musikalisch bewegten Performance wird Traditionelles präsentiert, Überliefertes demontiert und dabei Neues kreiert.
«Wiibli ond Mandli» – Ein verspieltes Stück über Geschlechterrollen mit Jodel, Klavier und träfem Innerrhoder Dialekt.
Hier geht's zum Trailer.
„Woher mein man?
Wass gehts dich an? [...]
Du luederhanss
Du klaperganss! [...]
Schweig, foller zapff!
Ich gib dir ein klapff. [...]
disch, täsch, rutsch, buff / däsch ditschli, dätschli buff!“
- aus dem Liederbüchlein von Maria Josepha
Barbara Brogerin (1730)
„Mini Frau hässt Margaret, wenn doch de Bisswind chäm
ond sie mit uf Holland nähm.“
- aus der Liedersammlung
von Emilie Manser „Mällis Mile“ (1906),
Ururgrossmutter von Meinrad Koch
Idee ond Höndegrond
Für „Wiibli ond Mandli“ hat Melanie Dörig im Archiv des Roothuus Gonten alte Lieder ausgegraben, nach Melodien geforscht, Texte transkribiert und analysiert. Fündig wurde sie unter anderem im Liederbüchlein von Maria Josepha Barbara Brogerin (1730), im Nachlass der Böhlmeedle (um 1850) und in der Liedersammlung Albertina Broger (um 1870). Gemeinsam mit Meinrad Koch ist daraus eine Performance entstanden, die längst vergessene Lieder zum Erklingen bringt und gleichzeitig den Sprung ins Heute schafft. Auf spielerische Weise werden anhand von Liedern, Texten und Bewegungen Frauen- und Männerbilder im Volksliedgut des 18. bis 20. Jahrhunderts präsentiert, analysiert und auf diese Weise das Bewusstsein für die die Geschlechterrollen im Wandel der Zeit geschärft. In «Wiibli ond Mandli» wird gejuchzt, gesummt, gezankt, gestreichelt, geneckt, gejohlt und geflucht. Und das alles in träfstem Innerrhoder Dialekt.
Öbe s'Wiibli ond s'Mandli
D'Hambisches Melanie ischt e leiigs Reisefödle, e Täätigi, en Phobti, e Gweiti, mengmol e frechs Chögli, meeschtens e Gmekegi.
De Webere Chöchlis Meinrad ischt e gfitzts Possli, en eebere Weechtüüfl, en Pfideri, en Schotzgatter, en Fraasli ond e nervöses Sauchögli (ganz bsondes bim Klavier spiele).
Di beide hend scho im Hitzige Appezölle Chor zeme gsunge. "Wiibli ond Mandli" isch s'escht Stock, wos zeme gmacht hend.
Auszeichnungen
2024 wurde Wiibli ond Mandli mit dem Förderpreis der Internationalen Bodensee-Konferenz in der Sparte "Neues Musiktheater aus der freien Szene" ausgezeichnet. Der mit 10'000 Franken dotierte Preis würdigt herausragende Leistungen und stärkt künstlerische Entwicklungen.
Bsetzig
Spiel & Gesang: Melanie Dörig, Meinrad Koch
œil extérieur: Franziska Baumann, Franziska Meyer
Licht: Robin Oswald
„Chorzlig han i g’manet Jetzt wäss i wies ist.
Und gäb halt mi Manli
om e Bötene voll Mest.“
- aus dem Liederbüchlein
von Albertina Broger (1875)